Everllence präsentiert Zweitakt-Ammoniakmotor für die globale Schifffahrtsindustrie

Neuer B&W ME-LGIA Dual-Fuel-Ammoniakmotor setzt neuen Maßstab für emissionsfreie Antriebstechnologie und digitale Konnektivität – jetzt für Neubauten verfügbar

Bei einer zweitägigen Veranstaltung in Kopenhagen mit über 300 Teilnehmern aus allen Bereichen der maritimen Industrie hat Everllence seinen neuen ME-LGIA (-Liquid Gas Injection Ammonia) Dual-Fuel-Ammoniakmotor vorgestellt.

Dank des Dieselprinzips und des bekannten Dual-Fuel Konzepts mit Flüssiggas-Einspritzung verfügt auch der ME-LGIA-Motor über viele Vorzüge der bestehenden ME-LGIM- und ME-LGIP-Motoren von Everllence, die jeweils mit Methanol bzw. LPG betrieben werden. Angesichts der besonderen Eigenschaften von Ammoniak verfügt der neue Motor zudem über zusätzliche Sicherheitsmerkmale wie Eindämmungssysteme, Sensoren, Systembelüftung und doppelwandige Rohrleitungen, die speziell für Ammoniak als Kraftstoff entwickelt wurden.

Dr. Uwe Lauber, CEO von Everllence, sagt dazu: „Als führender Motorenentwickler für die maritime Industrie befinden wir uns in einer einzigartigen Position, um die grüne Transformation voranzutreiben. Wir sind uns bewusst, dass die Einführung neuer Kraftstoffe nicht nur eine Innovation darstellt, sondern für eine klimaneutrale Schifffahrt unerlässlich ist. Und Ammoniak ist ein entscheidender Teil des Puzzles. Die Entwicklung dieses Motors ist nicht nur eine technische Errungenschaft, sondern markiert einen weiteren konkreten Schritt in Richtung einer klimaneutralen Zukunft. Denn jetzt ist die Zeit zu handeln.“

Laut Everllence wird der erste ME-LGIA-Motor im ersten Quartal 2026 ausgeliefert. Die Einlaufphase ist für das vierte Quartal 2025 geplant. Everllence ist derzeit an mehreren Pilotprojekten beteiligt, darunter zwei sehr große Ammoniaktanker für Eastern Pacific Shipping, vier Motoren für PCTC-Schiffe für Höegh Autoliners und ein weiterer für einen Massengutfrachter in Japan, dessen Motor derzeit auf dem Prüfstand von MITSUI E& getestet wird.

Bjarne Foldager – Head of Two-Stroke Business bei Everllence – sagt: „Dieser Ammoniakmotor ist ein bedeutender technologischer Meilenstein: Er ist das Ergebnis von über 150.000 Stunden gemeinsamer Arbeit und stellt eine erhebliche finanzielle Investition unsererseits dar. Seit Juli 2023 haben wir über 800 Tests mit Zweitaktmotoren im Ammoniakbetrieb durchgeführt – sowohl hier in Kopenhagen als auch bei MITSUI E&S in Japan. Dabei stand die Sicherheit für uns stets an erster Stelle, und wir haben eng mit den zuständigen Behörden und Klassifikationsgesellschaften zusammengearbeitet, um zu gewährleisten, dass die Technologie alle Anforderungen erfüllt. Zusammen mit den Erkenntnissen aus den Pilotprojekten sind wir zuversichtlich, dass dieser verantwortungsbewusste Ansatz letztlich den Branchenstandard für Ammoniakmotoren setzen wird, mit einem endgültigen Design, das auf praktischen Betriebserfahrungen basiert. Darüber hinaus werden diese Motoren digital vernetzt sein, um die Betriebsleistung zu optimieren.“

Dank dieser digitalen Konnektivität ermöglicht der ME-LGIA eine sichere und zuverlässige Datenübertragung von Schiffen zur landgestützten Überwachung durch Everllence. So können Echtzeitdaten zu Motor und Betrieb für Leistungsoptimierung und Remote-Support genutzt werden und Schiffseignern helfen, effizienterer und nachhaltigerer zu operieren. Datengestützte Erkenntnisse spielen somit eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung und der Nutzung neuer Kraftstoffe wie Ammoniak.

Everllence gibt bekannt, dass der ME-LGIA zunächst in den Bohrungsgrößen G50, S50, S60, G60, G70 und G80 erhältlich sein wird. Zu einem späteren Zeitpunkt werden auch Retrofit-Lösungen verfügbar sein.

 

Ammoniak – Kraftstoff der Zukunft

  • Gleich mehrere Eigenschaften machen Ammoniak besonders geeignet für die Dekarbonisierung der Hochseeschifffahrt:
  • Aufgrund seines Emissionsprofils (keine CO2-Emissionen, geringe Schwefeloxid- und Partikelemissionen) stellt es eine vielversprechende klimaneutrale Alternative zu herkömmlichen fossilen Kraftstoffen dar. Wird es aus erneuerbaren Quellen wie grünem Wasserstoff hergestellt, ist es CO2-neutral.
  • Seine relativ hohe volumetrische Energiedichte ermöglicht eine kompaktere Brennstoffspeicherung – insbesondere im Vergleich zu Wasserstoff – was für große Hochseeschiffe entscheidend ist. Zudem kann Ammoniak bei moderatem Druck verflüssigt werden, was das Bunkern im Vergleich zu kryogenen Kraftstoffen vereinfacht.
  • Seine hohe thermische Effizienz senkt die Betriebskosten bei gleichbleibender Leistung.
  • Als weit verbreitetes Industrieprodukt profitiert Ammoniak von etablierten globalen Lieferketten, was die langfristigen Kosten im Vergleich zu anderen E-Fuels senkt. Auch die Produktion von grünem Ammoniak wird derzeit durch Elektrolyse gesteigert, während mehrere Anlagen zur Produktion von blauem Ammoniak bereits in Betrieb sind.
  • Ammoniak eignet sich besonders für Zweitakt-Schiffsmotoren, da seine von Natur aus langsame Verbrennungsrate gut mit den niedrigen Kolbengeschwindigkeiten dieser Motoren harmoniert.

 

Ammoniak-Motor im Research Centre Copenhagen
Die Konferenzteilnehmer besichtigten den Zweitakt-ME-LGIA-Ammoniakmotor im Everllence Research Centre Copenhagen (RCC).